Jüdische Bevölkerung im Landkreis Luckau vom 19. - Anfang 20. Jahrhundert
In Preußen wurde die staatliche Beurkundung von Geburten, Eheschließungen und Sterbefällen ab Oktober 1874 eingeführt. Vor Einführung der Standesämter wurden diese Angaben in den Kirchenbüchern erfasst. In den meisten deutschen Ländern wurden Juden bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts auf staatliche Weisung registriert. Diese Aufgabe übernahmen zum Teil die Kirchen, zum Teil die Bürgermeister, selten die Jüdischen Gemeinden selbst. Im Kirchenbuchregister Luckau befinden sich diesbezüglich keine Unterlagen. Eine Synagogen-Gemeinde gab es in Luckau nicht. Zum Gottesdienst fuhren die gläubigen jüdischen Bürger nach Lübben. Im Landesarchiv Potsdam findet sich ein Geburtenregister für das 19. Jahrhundert, das für Luckau und umliegende Dörfer erstellt wurde. Hier wurden der Vater bzw. die Mutter (2x) eingetragen und die Anzahl der Geburten. Die Namen der Ehefrauen, Kinder und Geburtsorte, auch nach dem Oktober 1874, wurden soweit recherchierbar, von mir ergänzt (kursiv). Ich habe mich ausschließlich auf Luckau und die umliegenden Dörfer orientiert. Jüdische Personen aus anderen Städten oder Landkreisen werden nur erwähnt, wenn sie im familiären Zusammenhang stehen. Irritationen ergaben sich bei den Vornamen einiger Personen. Entweder hatten sie ihren Vornamen geändert oder eine andere Schreibweise gewählt. Diese Änderungen zogen sich auch durch die amtlichen Urkunden und waren bei den Recherchen erst später zu erkennen. Zu den Familiennamen muss erwähnt werden, dass sie bis zur Gesetzgebung 1845 nicht vererbt wurden. So wurde der erste Name des Vaters als zweiter Name auf den Sohn oder die Tochter übertragen.
Bis 1890 konnten ca. 50 Geburten namentlich ermittelt werden. Tabelle 2 listet die im Zeitraum 1848-1862 im Kreis wohnenden Juden auf. Im Landeshauptarchiv Potsdam finden sich außerdem tabellarische Aufzeichnungen die zwischen 1852 und 1861 unregelmäßig erstellt wurden. Diese anonymen Zählungen sollen die persönlichen und gewerblichen Verhältnisse der Juden in Luckau darstellen. (3. Tabelle, kursiv). Alle rot unterstrichenen Namen sind Opfer des Nationalsozialismus im »Dritten Reich« geworden.
1. Tabelle Jüdisches Geburtenregister des 19. Jahrhunderts für Luckau - Übersicht -
Name Geburten
Ort Kinder
Ball, Loeser, 7.5.1796* in Grätz
Male geb. Loeser David zu Lübben
  Lübben

Luckau
Henriette 01.01.1824*
Susanne
Simon Siesskind 13.02.1826*
Rosalie Raitze
Mathilde Mindel
Bertha Blume
Moritz Mausche
Malvine Marjim
Blau, Joseph
Henriette, 1845* in Rosenthal (Soldin)
3 Waldow Alexander (Alex) 10.06.1867*
Bock, Lippmann
Lina geb. Braun
2 Luckau Albert 13.10.1870*
Adele 06.12.1872*
Rudolf 14.02.1875*
Franziska 12.01.1877*
Davidsohn, Jacob
Clara geb. Arndt
  Luckau Eugen 16.07.1886*
Dresel, Michaelis (Michael) 1825*
Sophie, geb. Hirsch 1832*
2 Luckau Franziska 1856*
Richard 08.03.1859*
Doris 17.08.1860*
Georg 25.04.1862*
M. 28.12.1865*
Adele 28.12.1865*
? Friedländer
Dorothee geb. Braun
  Gehren 04.07.1876* Sohn, der kurz darauf starb
Fürst, Luis
Rosalie geb. Friedländer
3 Luckau Benno 17.08.1868*
Paul 14.05.1872*
Großmann, Moritz
30.06.1829* Bomst
Friederike geb.Biesenthal
1 Crossen
Landkreis Crossen/Oder
Cäcilie 07.01.1853*
Jakob 05.01.1857*
Abraham 25.06.1858*
Jette 22.06.1861*
Tochter 23.12.1864*
Anna 10.03.1866*
Tochter 01.05.1868*
alle geboren in Wittmannsdorf, Lübben oder Groß Leuthen
Guttstadt, Adolf
Rosamunde geb.Sander
  Luckau
Julius 04.10.1884*
Hirsch, Salomon 1   Sigmund 05.1853*
Emil 6.2.1854* zu Golzen
Hirsch, Moses 1 Niewitz
Hirsch, Friedericke geb. Biesenthal zu Bomst 1    
Hartmann, Marcus
Irmtraud Auguste geb. Pinthus
2 Luckau Meta 03.05.1867*
Marcus (Max) 30.07.1869*
Levit, Meyer (Moritz)
Riekel (Friedericke) geb. Zirker
2 Schönwalde Martha 18.11.1866*
Ottilie 14.11.1867*
Lachmann, Isidor
Cäcilie, geb. Neumann
2 Luckau Paul Alexander 08.06.1871*
Rosa 04.11.1873*
Max 74/75*
Lachmann, Max 2    
Loewenherz
Friederike geb. Krell
1 Luckau Arthur 02.05.1890*
Moses, Samuel 3 Gehren Tochter 13.12.1851*
Herrmann 22.01.1855*
Redlich, Peter
Eleonore, geb. Moses (1815)
  Bornsdorf Clara 21.10.1857*
Scheftel, Ephraim
Rosa (Röschen) geb. Heimann
2 Beesdau zu Luckau
Lübben
Jakob Gustav 04.12.1857*
Franz Samuel 27.7.1869*
Scheftel, Salomon Samuel
Henriette geb. Liepmann
  Beesdau zu Luckau Hirsch Samuel 18.04.1850*
Julius 03.06.1852*
Schoenlank, Benjamin
1826*
Charlotte geb. Friedeberg am 03.07.1826
10 Rietzneuendorf Alwin 30.06.1854*
Bianca 04.02.1857*
Henriette 27.12.1858*
Jenny 04.05.1862*
Siegmund 20.06.1865*
Franziska
Bernhard
Martha
Klara
Sommer, Salomon
Bertha geb. Blau
  Bornsdorf Hugo 27.06.1886*
Simke, Chaskel (Kaskel)
Johanna geb. Drucker
1 Luckau Zerlina (Zerline) 03.08.1874*
Siegfried 08.03.1876*
Martha 02.05.1877*
Max 07.10.1878*
Elfriede 21.11.1879*
Oscar Hermann 29.07.1881*
Schumrey, Zelka
aus Polen
  Luckau Rachel 07.02.1879*
Zirker, Cäcilie 1 Schönwalde  
2. Tabelle Die im Kreis wohnenden Juden und die Unterrichtung der Kinder 1848-1862
1848
Waldow
Baumgarten, Hirsch 20.05.1808*,
stirbt am 07.04.67 in Pretschen (Landkreis Lübben)
Berta geb. Cohn 24.05.1808*
Moritz 04.12.1836*
Siegesmund 10.3.1840*
Wolf 01.08.1842*
Die Kinder werden in der Schule in der christlichen Religion unterrichtet. Vom Vater in der jüdischen Religion.
Blau, Joseph
Julia geb. Isaac 10.03.1815*
? 05.05.1843*
? 26.10.1845*
Berta 24.12.1847*
Moritz 20.08.1849 ?
1849
Waldow
10 Personen mit Staatsbürgerrecht 2 Ehepaare, 2 Knaben und 4 Mädchen bis 14 Jahren. Sie betreiben stehenden Kramhandel.
Casel
5 Personen mit Staatsbürgerrecht 1 Ehepaar, 3 Mädchen bis 14 Jahren. Sie betreiben stehenden Kramhandel. Seelig Jablonski geb. am 03.01.1803 verheiratet mit Johanna.
Rietzneuendorf
  1 Ehepaar und 2 weibliche Personen im Alter von 15-60 Jahren.
Beesdau
4 Personen ohne Staatsbürgerrecht 1 Ehepaar, 1 Mädchen bis 14 Jahren, 1 Mann. Sie betreiben stehenden Kramhandel.
1852
Beesdau 4 jüdische Personen
Gehren 5 jüdische Personen
Bornsdorf 8 jüdische Personen, davon 3 schulpflichtige Kinder.
Golssen 4 jüdische Personen. Familie Saloschütz und Moses Hirsch.
1853
Bornsdorf 8 jüdische Personen, davon 3 schulpflichtige Kinder.
1859
Bornsdorf 6 jüdische Personen, davon 2 schulpflichtige Kinder.
Gehren 5 jüdische Personen, davon 2 schulpflichtige Kinder.
Golssen 2 jüdische Personen
Rietzneuendorf 7 jüdische Einwohner, davon 1 Kind im schulpflichtigen Alter.
Waldow 5 jüdische Einwohner, davon 1 oder 2 Kinder im schulpflichtigen Alter.
1860
Bornsdorf 6 jüdische Einwohner
Gehren 5 jüdische Einwohner
Golssen 2 jüdische Einwohner (Fam. Saloschütz) keine Kinder
Rietzneuendorf 8 jüdische Einwohner, davon 2 Kinder im schulpflichtigen Alter.
Waldow 5 jüdische Einwohner, keine Schulkinder.
1861
Bornsdorf 5 jüdische Einwohner, davon 2 Kinder im schulpflichtigen Alter.
1862
Golssen 2 jüdische Einwohner
Rietzneuendorf 8 jüdische Einwohner, davon 1 Kind im schulpflichtigen Alter.
Waldow 4 jüdische Einwohner
In einem Verzeichnis des Luckauer Marktes von 1850 finden sich folgende jüdische Schnittwarenhändler:

– L. Simon Isaak und Marcus Isaac aus Lübben
– Meyer Ball aus Calau
– Selig Jablonsky aus Kasel
– Heimann Sussmann aus Lübbenau
– Aron Sussmann aus Buchholz
– Abraham Dresel aus Jüterbog
– Mendel Jablonsky aus Lübben
– Samuel Scheftel aus Beesdau
– David Friedeberg aus Krausnick

Diese Namen veranschaulichen, welche jüdischen Familien ab Anfang des 19. Jahrhunderts in dieser Gegend ansässig waren. Viele hatten anfänglich noch kein Geschäftslokal und verdienten ihren Lebensunterhalt durch „Umherziehen”. Dafür musste ein Gewerbeschein beim zuständigen Magistrat beantragt werden. Familiär wie geschäftlich waren die Familien eng verbunden.
Die Vorfahren oder Mitglieder der Familien Fuchs, Ball, Jablonsky und Simke stammten aus Grätz. Grätz (Grodzisk Wielkopolski) befindet sich in der ehemaligen Provinz Posen. Um 1800 zählte man unter 2581 Einwohnern 1135 Juden. Auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen kamen sie Anfang bis Mitte des 19. Jahrhundert in die Niederlausitz. Sie ließen sich in Lübben, Luckau oder Calau nieder und zogen dann später in Großstädte.
Nachfahren wohnten bis zur Vertreibung nach dem Pogrom im November 1938 in Luckau. Sie entstammten den Familien Friedeberg und Sussmann.
In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts kommt die Familie Wermuth nach Lübben. Juda Michaelis, wie er sich anfänglich nennt und seine Kinder Henriette, Marianne und Wolff wurden in Grätz geboren. Henriette heiratet 1884 den Pferdehändler Julius Cohn aus Berlin. Ihre Schwester Marianne heiratet 1888 den Kaufmann Salomom Kurnitzki aus Berlin. Später trennt sie sich von ihrem Mann und wohnt wieder bei ihren Eltern in Lübben. 1896 heiratet sie den Kaufmann David Lewinsohn aus Cottbus. 9 Monate später wird Georg, ein Jahr später Hermann geboren. David betreibt in Lübben eine Schnitt- Strumpf- und Wollwarenhandlung. Bis 1925 lebt die Familie nachweislich in Lübben.
Wolff heiratet Marie Schack aus Lättnitz und betreibt in Lübben eine Manufakturwarenhandlung. 1886 und 1888 werden Sigmund und Lina geboren. 1894 stirbt Marie Wermuth im Alter von 36 Jahren. Wolff heiratet Rosalie Dienemann aus Pleschen in Posen. Tochter Lina heiratet 1911 in Lübben den Kaufmann Jakob Steinberg aus Berlin. Bis mind. 1916, dem Sterbejahr seiner Mutter lebt Wolff Wermuth in Lübben. 1921 stirbt Wolff Wermuth in Berlin und wird auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee begraben. Sohn Sigmund heiratet in Berlin Käthe Davidowitz. Er ist Kaufmann und lebt mit seiner Familie in Charlottenburg. 1919 wird Ursula-Brigitte geboren, 7 Jahre später Wolfgang. Ab 1938 wohnen die Geschwister Sigmund und Lina mit ihren Familien in Charlottenburg in der Fritschestraße 55. Siefmutter Rosa, Sigmund, Käthe und Ursula-Brigitte werden deportiert und ermordet. Wolfgang (William) überlebt Auschwitz und Dachau und wandert 1947 in die USA aus. Lina und Jacob werden Ende Oktober 1941 nach Litzmannstadt deportiert und in eine Behausung in der Reiterstraße eingewiesen. Jacob wird am 12.09.1942 »ausgesiedelt« und Lina stirbt am 29.01.1943 im Ghetto.

Am 01.06.1880 wurde in Wendisch Buchholz Willy Abraham Sussmann geboren. Sein Vater Moritz wurde um 1840 geboren und war Kaufmann und Landwirt. Seine Mutter Jenny geborene Jablonsky wurde am 27.09.1849 in Lübben geboren. Jennys Großvater Mendel Jablonsky, gebürtig aus Grätz stammend, erhielt Anfang 1825 die Genehmigung sich in Lübben niederzulassen. Um 1920 heiratete Willy Sussmann in Lübben Margarethe Levy aus Berlin. Willy war Kaufmann und wohnte mit seiner Familie in Berlin-Charlottenburg. Am 04.11.1922 wurde ihr Sohn Günter in Berlin geboren. Im Oktober 1938 wird Günter nach Palästina geschickt, um dort eine technische Ausbildung zu absolvieren und vor allem, um zu überleben. Im Juni 1942 begannen die Deportationen aus Berlin in das sogenannte Altersghetto Theresienstadt. Nach einer offiziellen Theresienstädter Statistik wurden in 123 Transporten aus Berlin insgesamt 15122 Juden deportiert. Margarethe und Willy Sussmann erhielten für den 28.10.1942 die Aufforderung zum Transport. Die Betroffenen wurden morgens um 5 Uhr in einem Sonderwagen der Straßenbahn von der Sammelstelle zum Anhalter Bahnhof gebracht. Dort stiegen sie in den Karlsbader Bäderzug um, an den ein bzw. zwei D-Zug-Sonderwagen angehängt wurden. Am 04.03.1943 ist Willy Sussmann in Theresienstadt umgekommen. Margarethe wird am 16.05.1944 nach Auschwitz deportiert. In dem Transport befanden sich ca. 2500 Kinder und Erwachsene. Danach wurde sie in das KZ Stutthof bei Danzig gebracht, wo sie am 09.08.1944 ermordet wird.
Der Begräbnisplatz für die Familien Schoenlank, Sussmann und Friedeberg ist in Märkisch Buchholz. Der jüdische Friedhof in Lübben wurde in der NS-Zeit geschändet und zerstört. Er befand sich westlich der Gleise in der Nähe des Bahnhofes. Eine Gedenktafel erinnert an seinen ehemaligen Standort. 61 Sterbefälle im Zeitraum 1845 - 1937 sind bekannt (ohne auswärtige Patienten der Landesklinik).
1796 heiratete der Schutzjude Salomon Moses in Friedland die 20-jährige Güttel Marcus. Die jüngste Tochter war erst einige Monate alt, als Salomon Moses 1811 verstarb. Obwohl sie nun für ihre 6 Kinder (Leonore, Henriette, Isaac, Ernestine, Johanna und Markus) allein sorgen musste, wurde die Übertragung des Frey-Passes durch die zuständige Behörde abgelehnt. Jüdische Frauen erhielten kein Handelsprivileg. Unterstützt wurde sie in dieser Zeit von den früheren Geschäftsleuten ihres Mannes, Jacob Fuchs und dessen Vetter, Meyer Ball. 1814 beschlossen Güttel und Jacob Fuchs (1783 in Grätz geboren) zu heiraten. Dies wurde ihnen vom Königlich Sächsischen Geheimen Finanz-Kollegium untersagt. Infolge der politischen Veränderungen 1815 wurde die Niederlausitz preußisch. Die preußische Judengesetzgebung ermöglichte ihnen nun den Betrieb eines Handelsgeschäftes und die Eheschließung. 1816 konnten sie endlich heiraten. In diese Zeit fällt die Namensänderung von Güttel Fuchs. Sie nennt sich nun Henriette, verwitwete Mosse. 1818 wird ihre gemeinsame Tochter Jeanette in Friedland geboren.
Im Herbst 1822 wird ihr Sohn Marcus Mosse in das Luckauer Gymnasium aufgenommen. Ob Marcus allein oder mit seiner Familie in Luckau lebte, wird in den Quellen nicht eindeutig dargelegt. Jedenfalls hielt sich seine Cousine Eleonore Redlich (Tochter des Samuel Moses) eine nicht bekannte Zeit in Bornsdorf, unweit von Luckau, auf. Auch sein Cousin Moses Samuel in Lübben wählt als Volljähriger den Familiennamen Mosse.
Im März 1828 verlässt er das Gymnasium mit einem guten Abschluss und geht zum Medizinstudium nach Berlin.
Am 13. 04. 1837 erhält Jacob Fuchs das Naturalisationspatent (Einbürgerungsurkunde). Mit einem Führungszeugnis der Stadt Luckau wird er am 23. 11. 1843 als Bürger der Stadt Berlin registriert. Seine Manufakturwarenhandlung befindet sich in der Stralauer Straße 36. Seine Tochter Jeanette heiratet am 05. 11. 1846 den Handlungsdiener Herrmann Rosenberg. 1848 lässt sich das Ehepaar in Finsterwalde nieder. H. Rosenberg eröffnete ein Material-Waaren-Geschäft und entwickelte es zu einer bekannten Adresse der Stadt. Henriette Fuchs stirbt 1847 und Jacob Fuchs 1870 in Berlin.
Für Simon Ball, geboren am 13. 02. 1826 in Luckau, konnte sich im Archiv ein Zusammenhang zu seinem Vater herstellen lassen. Am 21. 05. 1822 wurde in Luckau Loeser Ball erfasst. Er war Pferdehändler und am 22. 05. 1815 (Verordnung über die zu bildende Repräsentation des Volkes, Wien, 22. 5. 1815) in Grätz, Provinz Posen, wohnhaft gewesen. Loeser Ball bekam bereits am 21. Juli 1821 die Erlaubnis, in Lübben Aufenthalt zu nehmen und mit Schnittwaren in einem offenen Laden zu handeln. Nach Beschwerden der Lübbener Kaufmannschaft wurde ihm diese am 01. 11. 1824 wieder entzogen. Am 06. 06. 1839 wird Loeser Ball im Berliner Bürgerbuch registriert. Dort wird notiert, das er bereits am 29. 04. 1822 Bürger von Luckau wurde. Loeser Ball war verheiratet mit Male, Tochter des Loeser David. In Luckau wird am 01. 01. 1824 ihre Tochter Henriette geboren.
Im Dezember 1836 kann man im Luckauer Wochenblatt lesen, dass der Handelsmann Ball im Hause Nr. 159 (Langestraße) die Oberetage zur Miete anbietet. Dies lässt darauf schließen, dass er „Hausbesitzer” war. Erst 1847 wurde mit dem Preußischen Judengesetz auch in der Niederlausitz Rechtsgleichheit hergestellt. Dazu zählte u.a. das Recht auf Grunderwerb. Vorher umging man die beschränkende Bestimmung, indem ein Treuhänder das Grundstück erwarb und später der formelle Erwerb erfolgte.
Bei seinem Wegzug aus Luckau bestätigt der Magistrat am 30. 10. 1838, dass er sich stets zur Zufriedenheit des Magistrats geführt habe. Seine Familie ernährte er durch Ausübung des umherziehenden Handels mit rohen land- und forstwirtschaftlichen Produkten, Leinwand und Pferden, wobei er sich eigenen Gespanns bedient. In Berlin betätigt er sich als Handelsmann und wohnt am Mühlendamm 9. Ab 1840 wohnt L. Ball in Berlin in der Bollengasse (im heutigen Nikolaiviertel). Er ist Kaufmann und wie sein Bruder Meyer im Schafwollhandel tätig. Seine Tochter Susanne heiratet am 11. 10. 1847 den Schuhmachergesellen Koppel Lauenburger. Am 12. 08. 1848 heiratet Mathilde den Manufakturwarenhändler Hirsch Philippi. Tochter Rosalie heiratet am 14. 06. 1848 in Berlin den Seidenbandhändler Marcus Nehab zu Lissa. Loeser Ball stirbt 1848 in Berlin. Sein in Lübben geborener Sohn David kehrt später nach Lübben zurück und lebt dort bis zu seinem Tod. Mit seiner Frau Therese hat er mind. 7 Kinder. Tochter Clara heiratet in Lübben Adolf Wilhelmy. Bis 1932 befand sich das von ihnen gegründete Kaufhaus in Familienbesitz. Am 03. 02. 1869 stirbt in Lübben die Witwe Amalie Ball.
Auch Meyer Ball 03. 08. 1786*, ab 1815 in Calau ansässig, stammte aus Grätz. Er war verheiratet mit Leonore, Tochter des Salomon Moses und hatte mit ihr 9 Kinder (Jeanette, Karoline, Jakob, Rosalie, Salomo, Alwin, Bianca, Alma und Doris). Am 19. 11. 1847 erhielt er das Calauer Bürgerrecht. Schon eine Woche später meldete er sich zum Erwerb des Bürgerrechts in Berlin. Da er aber den Eid verweigerte, erhielt er dieses erst 1853. Der Eid, den M. Ball in Calau geschworen hatte, enthielt nur die allgemeine Eidesformel, so das jede Gewissensbeschwerung wegfiel und das etwaige Aufbegehren gegen jede Art von Sonderbehandlung abgedämpft werden konnte. (nach Jacob Jacobson) Er erwarb das Grundstück Wilhelmstr. 70 b und trat 1856 der Korporation der Kaufmannschaft bei. 1870 inseriert er in der Luckauer Kreiszeitung, dass sich sein Geschäft nun in der Behrenstraße 8 in Berlin befindet. Meyer Ball starb im Jahr 1876 als wohlhabender Wollhändler und Bankier. Sein Sohn David Ball geb. 1833 wohnt mit seiner Frau Therese/Taube, Tochter des Wolff Fürst zu Reppen, von mindestens 1852-1905 in Terpt und Lübben. In dieser Zeit werden ihnen 7 Kinder geboren (Leopold, Herrmann, Max, Martha, Franzisca und Amalie).
Sein Bruder Daniel Ball, mit dem er schon in frühen Jahren die Societät Gebrüder Mayer Ball & Fuchs geführt hatte, starb bereits 1837. Er war verheiratet mit Ernestine, Tochter des Salomon Moses.

Die Jablonsky Brüder stammten ebenso wie die Ball- Familie aus Grätz. Mendel Jablonsky erhielt Anfang 1825 die Genehmigung vom Innenministerium sich in Lübben niederzulassen. Er heiratete Henriette und übernahm von seinem verstorbenen Schwiegervater Moses Simon Isaac das Schnittwarengeschäft. Henriette stirbt am 22. 01. 1867 und Mendel am 8. 12. 1869 in Lübben.
Sein Bruder Hirsch Jablonsky hatte diesbezüglich größere Schwierigkeiten. Nach Beschwerden des Lübbener Magistrat im Dezember 1830 ergeht von Frankfurt die Weisung, ihn in die Heimat abzuschieben, falls er sich außerhalb der Jahrmärkte in Lübben blicken ließe. Bis 1839 muss es dann mit seiner Niederlassung geklappt haben. (Bericht der Frankfurter Regierung an das Ministerium des Innern) Er stirbt am 28. 01. 1869 in Lübben.
Simon, Sohn des Mendel Jablonsky heiratet die Tochter von Loeser Ball Henriette zu Lübben. Beide wurden 1824 geboren. Ihre 7 Kinder werden alle in Lübben geboren. Tochter Laura wird als Ladenmädchen später bei Michaelis Dresel in Luckau arbeiten. Sohn Max heiratet Doris Dresel und übernimmt im Oktober 1883 das Geschäft von Chaskel Simke in Luckau. Da er bereits 1885 stirbt, wird das Geschäft Anfang 1886 aufgelöst.
Sein Bruder, Moritz Jablonsky geb. am 12. 05. 1837 heiratet am 01. 06. 1865 in Lübben Amalie, Tochter des Nathan Leichtentritt aus Preschen. Hier werden ihre Kinder Herrmann, Leo, Jenny und Martin geboren. Herrmann wird im Alter von 73 Jahren mit seiner Frau Helene von Hamburg aus am 15. 07. 1942 nach Theresienstadt deportiert.
Seelig Jablonsky geb. am 03. 01. 1803 verheiratet mit Johanna wohnte in Casel (heute Kasel Golzig). 1849 werden bei der jüdischen Einwohnerzählung 3 Mädchen erfasst. Die Familie lebt vom stehenden Kramhandel.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts nahm der jüdische Bevölkerungsanteil im Landkreis Luckau stetig zu. Trotzdem war die landwirtschaftlich geprägte Gegend um Luckau nicht favorisiert für jüdische Ansiedlungen. Wie schon erwähnt zogen die Familien nach einigen Jahren meistens wieder weiter.
1852 lässt sich der aus Frankfurt Oder stammende Kaufmann Michaelis Dresel in Luckau nieder. 1854 heiratet er Sophie Hirsch aus Guben. 1857 hat er in der Hauptstraße 51 eine Manufactur- und Mode-Waren-Handlung. Im Luckauer Kreis-Blatt bietet er in diesem Jahr Ackerland zur Pacht an. Zu den großen Märkten in Luckau kommen immer wieder die Kaufleute Louis Levy und Kaufmann Simke aus Cottbus. Außerdem war es zu dieser Zeit üblich, als reisender Händler sich in Gasthäusern einzumieten und dort seine Waren anzubieten. Louis Levy bietet 1865 seine Kleiderstoffe im „Goldenen Ring” an. Auch S. Dresel mit festen Lagern in Brandenburg und Jüterbog bewirbt seine Waren regelmäßig im Luckauer Kreis-Blatt. Zur Einwohnerzählung am 3. 12. 1861 wohnt Michaelis Dresel mit seiner Familie in der Hauptstraße 26. Er ist Hauseigentümer und beherbergt neben seinem Ladenmädchen Laura Jablonsky neun weitere Personen. Bis 1860 wurden seine Kinder Franziska, Richard und Doris geboren. Einmal im Jahr teilte M. Dresel seiner Kundschaft mit, dass sein Geschäft für 2 Tage feiertagshalber geschlossen hat. Da diese Tage im September lagen, feierte er Rosh Haschana, das jüdische Neujahrsfest. In den Beständen des Niederlausitz-Museum Luckau befindet sich ein Poesiealbum aus den Jahren 1874-1875. Auf den 15. 9. 1875 datiert, enthält es einen Eintrag von Doris Dresel für ihre Freundin oder Bekannte Anna. Im Januar 1876 verabschiedet sich M. Dresel in der Zeitung von allen Freunden und Bekannten. Er zieht nun mit seiner Familie nach Crossen a. O.
Da Sohn Richard 1889 noch in Crossen wohnt, ist anzunehmen, dass die Eheleute Michaelis Dresel auch dort verstorben sind. Tochter Doris heiratet Max Jablonsky aus Lübben. 1883 kommen sie nach Luckau und eröffnen ein Geschäft.
Die Familien Schönlank oder Schoenlank stammten aus Schönlanke und Wronke in der ehemaligen Provinz Posen und aus Märkisch Friedland. In einem Bericht der Regierung zu Frankfurt Oder an das Ministerium des Innern von 1839 wird mitgeteilt, das die Brüder Gerson, Salomon und Abraham Schönlank zu Guben, die Niederlausitz seit 1815 verlassen haben. In der ersten Hälfte des 19. Jh. erhielten 8 männliche Personen das Berliner Bürgerrecht. Der in Sch. geborene und in Berlin verstorbene Kaufmann Salomon Schönlank stiftete nach seinem Tod ein Waisenheim für alle Konfesssionen. Zu seinem Andenken wurde eine Straße in Schönlanke nach seinem Namen benannt.
1849 werden in Rietzneuendorf 4 jüdische Einwohner gezählt. Dazu gehörte die Familie des Kaufmanns Benjamin Schoenlank und seine Frau Charlotte . 9 Kinder werden in Rietzneuendorf geboren. 1879 klagt Benjamin Schoenlank in der Berufungsinstanz gegen den Amtsvorsteher in Golssen und den Gemeindevorstand von Rietzneuendorf. Sein Antrag zum Betrieb des Kleinhandels mit geistigen Getränken war abgelehnt worden. Auch in der Berufungsverhandlung wird ihm dies untersagt. Die Tochter Jenny geb. am 04. 05. 1862 lebt bis 1943 in Rietzneuendorf. Ihre Schwestern sind, außer Bianca über deren Schicksal nichts bekannt ist, bereits verstorben. Ihre Schwester Henriette ist auf dem Jüdischen Friedhof Cottbus begraben. Mit 81 Jahren wird Jenny Schoenlank nach Theresienstadt deportiert und stirbt dort.
Seit mindestens 1861 lebte der Großhändler Marcus Hartmann in Luckau. 1861 ist er 31 Jahre alt und wohnt im Gasthof Lindenstraße Nr. 338/339 (Ecke Berliner Str.). Am 18. 8. 1863 heiratet er Auguste Pinthus aus Lebus. In Luckau werden ihre Kinder Meta und Marcus geboren. M. Hartmann stirbt bereits am 15. 5. 1869. Das Königliche Kreisgericht in Luckau verkündet am 04. 11. 1870 den kaufmännischen Conkurs der Auguste Hartmann und des Julius Pinthus. Am 15. 11. 1870 kann man in der Luckauer-Kreis-Zeitung lesen, das der Antrag auf Conkurs zurückgenommen ist, da noch genügendes Vermögen sich ergeben hat. 1875 stirbt auch Augustes Bruder Julius in Luckau. Frau Hartmann zieht in der Folge mit den Kindern nach Berlin in die Krausnickstr. 22. Diese befindet sich in unmittelbarer Nähe der Neuen Synagoge an der Oranienburger Straße. Zudem wohnen in dem Haus auch ihre Cousins Emil und Berthold Pinthus. Meta und Marcus wohnen später gemeinsam in der Rosenthaler Straße. Auguste Hartmann stirbt am 25. 8. 1914.
Am 10. 4. 1874 heiratet Julius Pinthus Helene Louise Seligmann. Helene wurde am 1. 4. 1847 in Koblenz geboren, Julius am 14. 6. 1846 in Lebus. Pinthus annonciert 1874 mehrmals in der Luckauer Zeitung, dass er Arbeiterinnen zum Tuch-Schneiden sucht. Außerdem vertreibt er Rapskuchen, ein Nebenprodukt der Kaltpressung von Rapssaat und als Futtermittel verwendet. Seine Frau vertreibt für die Firma Jakob A. Seligmann & Co. (ihr Vater) aus Berlin Tapisserie-Leistungen. Julius Pinthus stirbt bereits am 27. 9. 1875. Helene Louise Pinthus stirbt 1910.
Im März 1868 lassen sich weitere jüdische Kaufleute in Luckau nieder. Isidor Lachmann hatte sein Geschäft von Berlin nach Luckau verlegt und betreibt ein Spiegel-Rahmen-Steinpappenwaren- und Goldleisten- Fabrik-Geschäft. In Berlin hatte die Fabrik ihren Standort im Grünen Weg 27 (heute Singerstr.) im Stadtbezirk Friedrichshain. Die Firma ist auf den Namen Ernsthal u. Lachmann eingetragen.
Ende des Jahres 1868 annonciert er, dass er eine größere Wohnung oder ein Haus in Luckau zu mieten sucht. 1869 scheint er laut Anzeige bei Michaelis Dresel zu wohnen. Bis 1875 werden ihre 3 Kinder Paul, Rosa und Max geboren. 1875 verlässt die Familie aber Luckau wieder. Später lebt die Familie in Fürth. Isidor Lachmann ist Fabrikant und besitzt eine Messing- und Metall- Giesserei.
Sohn Paul stirbt 1937 in Fürth, seine Frau Gisela wird 1942 nach Izbica deportiert.
Lippmann Bock eröffnet ein Produkten-Geschäft und kauft Eisen, Knochen, Borsten und alle Sorten von Fellen auf. Seine Unterkunft befindet sich bei Fleischermeister Eichelbaum am Markt 135. Ab 1870 befindet sich sein Laden in der Hauptstraße 55. Bis 1877 werden die Kinder Albert, Adele, Rudolf und Franziska geboren. Im Kreis-Blatt bewerben Hermann Friedland, G. Liebeskindt und F. Lichtenstein aus Cottbus und Manasse aus Lübben ihre Produkte. Nach 14 Jahren Aufenthalt verlässt der Kaufmann Lippmann Bock 1882 Luckau.
Zu dieser Zeit lebte auch der Kaufmann Louis Fürst mit seiner Frau Rosalie, geb. Friedländer in Luckau. 1868 wird ihr Sohn Benno, 1872 ihr Sohn Paul geboren. Benno Fürst lebt ab mindestens 1893 in Berlin. Er arbeitet als Kaufmann, Vertreter und Agent. Ab 1895 arbeitet er als Vertreter für die mechanischen Trikotwebereien Jaques Schießer aus Radolfzell. Sein Büro befindet sich in der Kronenstraße 22. Im gleichen Haus hatte auch der Zentralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens sein Büro. Zum Tage der Volkszählung 1939 wohnt er mit seiner Frau Else in der Uhlandstraße in Schöneberg. 1939 stirbt er, die Umstände seines Todes sind nicht bekannt. Seine Frau Else ist bis 1943 als Witwe im Adressbuch eingetragen. Paul Fürst wohnte zuletzt in Berlin-Weissensee in der Berliner Allee 247 und war von Beruf Buchdrucker. Er war verheiratet mit Margarete geb. Zupp. Am 25. 6. 1929 stirbt Paul Fürst im Virchow Krankenhaus und wird am 23. 7. 1929 auf dem Jüdischen Friedhof Weissensee beerdigt. Am 26. 1. 1938 stellt die Amtsvormundschaft Berlin-Treptow eine Anfrage in Luckau. Auf den 24. 5. 1939 datiert ist eine Anfrage eines Waldemar Graube aus Berlin. Er bittet um die Ausstellung eines »Ariernachweises« für Paul Fürst. Da Paul Fürst schon fast 10 Jahre Tod ist, ist davon auszugehen, dass dieser Nachweis von einer Tochter des P. Fürst verlangt wurde. Frau Fürst ist bis 1943 als Witwe im Berliner Adressbuch eingetragen. 1943 erschien das letzte Adressbuch von Berlin in Kriegszeiten.
Wahrscheinlich Anfang der siebziger Jahre kommt die Familie Chaskel Simke nach Luckau. Sein Bruder Kaufmann Simke aus Cottbus kam schon ab Mitte der sechziger Jahre als Händler auf die Luckauer Märkte. In einem Verzeichnis über die Teilnahme jüdischer Bürger am Deutsch-Französischen Krieg von 1870 wird ein K. Simke aus Grätz aufgeführt.
Johanna und Chaskel Simke bekommen in Luckau ihre 5 Kinder: Zerline, Siegfried, Martha, Elfriede und Oscar. Im November des Jahres 1882 beginnt Chaskel Simke sein Waren-Geschäft aufzulösen. Er hatte sein Lager im Haus des Maurermeister Degener am Markt und handelte mit Stoffen. In der Zeitung dementiert er, dass sein Ausverkauf fingiert sei. Schuldner ruft er auf, ihre Zahlungen bis zum 5. 1. 1883 zu leisten. Im Oktober 1883 übernimmt Max Jablonsky seine Geschäftsräume. Die Familie geht nach Berlin NO, dort eröffnet er eine Woll-Lumpen-Handlung. Er unterhält aber auch weiterhin Geschäftbeziehungen in die Niederlausitz, um Waren für sein Lumpengeschäft einzukaufen. Jacob Davidsohn (Produktenhändler) verlässt mit seiner Familie in der 2. Jahreshälfte 1886 Luckau und geht ebenfalls nach Berlin. 1915 erscheint im Berliner Adressbuch letztmalig der Eintrag von Chaskel Simke. Er ist Kaufmann und wohnt in Pankow. Für seine Frau Johanna lassen sich danach Einträge bis 1929 finden. Ch. Simke hatte 4 Geschwister die in Cottbus, Berlin und Posen lebten. Mindestens 19 Personen der nächsten Generationen wurden im Holocaust ermordet.
1888 heiratete Berthold Kessel in Luckau Magarethe Matusch. Zuvor war er auf Wunsch seiner Frau zum evangelischen Glauben konvertiert. B. Kessel wurde als Sohn jüdischer Eltern in Berlin geboren und hatte 12 Geschwister. Dort absolvierte er auch sein Jurastudium. In Luckau bekleidet er das Amt eines Justizrates. Die Familie wohnt in dem unter dem Namen "Zum Dunkelschulze" benannten Haus am Markt. In den Jahren 1889-1899 werden ihre Söhne Carl-Hans, Conrad-Arthur, Günther, Ernst und ihre Tochter Gertrud geboren. Ein Großteil der Geschwister von Berthold Kessel emigriert noch im 19. Jahrhundert nach Amerika. 50 km westlich von Luckau liegt die ehemalige Garnisonsstadt Jüterbog. Die Brüder Günther und Hans schlagen eine militärische Berufslaufbahn ein.
Am 2. 5. 1890 wird in Luckau Arthur Loewenherz geboren. Da sein Vater Eisenbahngeometer war, befand sich die Familie wahrscheinlich berufsbedingt in dieser Gegend. Sein Reifezeugnis erhält er 1908 in Posen. Bereits 1911 promoviert er an der Universität Königsberg im Fachbereich Mathematik. 1912 erlangt A. Loewenherz sein Lehramtsstaatsexamen. Von 1914-1919 leistet er im 1. Weltkrieg Kriegsdienst. Danach leitet er bis 1929 als Direktor das Hebräische Gymnasium in Mariampol (Litauen). Ab 1930 arbeitet er als Studienrat im Lyzeum Saarbrücken. Durch die NS-Rasse-Gesetze wird er 1934/35 entlassen. A. Loewenherz war verheiratet mit Etla Mecklenburg, geb. am 18.11.1898 in Wolkowiski. Im Deutschen Reichsanzeiger und Preußischen Staatsanzeiger Nr. 98 vom 29.04.1941 wird erklärt, das folgende Personen der deutschen Staatsangehörigkeit für verlustig erklärt werden: Loewenherz, Arthur; Loewenherz, Etla und Loewenherz, Sulamith; Loewenherz, Pauline Ruth; Loewenherz, Leonore geb. in Königsberg. Dies geschah in der Regel bei Emigration und Auswanderung.
1890 hatte der Landkreis Luckau 63.771 Einwohner, davon waren 28 jüdischer Religion. Da bis Oktober 1874 allein 61 Geburten registriert wurden und bis 1881 noch mal 6 Geburten bekannt sind, lässt sich erkennen, dass der jüdische Bevölkerungsanteil wieder rapide abgenommen hatte. Viele Namen finden sich später in Berlin wieder...
Von 1882 bis 1899 gab es nur noch 4 Geburteneinträge von Eltern jüdischer Religion. Im Zeitraum 1894-1897 wurden der Familie Emil Drostel in Luckau 3 Kinder geboren. Drostel war Musiker und evangelischer Religion. Seine Frau Friederike geb. Schneider gab als Religion mosaisch an.
Im März des Jahres 1876 hatte der aus Linderode stammende Theodor Simon Helene Friedeberg aus Krausnick geheiratet. In diesem Monat eröffnet er auch sein Geschäft in der Langestraße. Im Dezember hat er sein Geschäft in die Hauptstraße verlegt. Ende des 19. Jahrhunderts wirbt er unter der Anschrift Am Markt 136 für seine Kleiderstoffe. Seine Frau Helene stirbt bereits 1899. Das dürfte auch der Grund sein, warum er 1906 sein Geschäft an die Familie Hohenstein abgibt. Helenes Schwester Minna heiratet 1877 Theodors Bruder Hermann Simon in Krausnick. Eine weitere Schwester, Henriette, heiratet 1879 den Fleischermeister Adolf Herzbrunn zu Berlin. Als Witwe entbindet sie 1884 in Krausnick einen Sohn. Am 16.06.1891 heiratet sie in Luckau Gustav Simon, den Zwillingsbruder von Theodor.
Im Februar 1903 wird das Konkursverfahren über das Vermögen der verwitweten Minna Simon, geb. Friedeberg eröffnet. Sie hatte eine Manufaktur- u. Posamentierwarenhandlung in der Hauptstraße 30 in Luckau. Minna Simon hatte 4 Kinder zu ernähren. 3 Mädchen und ihren Sohn Arthur. Ihre Tochter Meta wirbt unter dieser Adresse als Friseurin. 1910 kommt Minna Simon für 8 Tage nach Luckau in die Langestr. 52 um Stickereien und Spitzen zum Verkauf anzubieten. Ab 1912 befindet sich das Geschäft von Minna Simon in der Langestraße Ecke Marktstraße. In ihrem Sortiment bietet sie Wäsche an. Als Inhaber ist Arthur Simon eingetragen. Später führen unter dieser Adresse Arthur und Betty Simon eine Manufakturwarenhandlung. Auch Arthur Simon ist im 1. Weltkrieg Soldat. In Luckau werden ihre Töchter Paula und Ruth geboren.
Ab 1906 übernimmt Sally Hohenstein das Geschäft von Theodor Simon (nun am Markt 31). 1906 werden die Zwillinge Kurt und Heinz geboren. Als Eigentümer bietet S. Hohenstein im Januar 1907 die herrschaftliche Etage zur Miete an. Im Kriegsjahr 1915 zu Weihnachten werben Luckauer Kaufleute gemeinsam für ihre Produkte. Als Geschäftsinhaberin ist nun Margarethe Hohenstein aufgeführt. Wie auch viele andere deutsche Juden ist Sally Hohenstein für sein Vaterland als Soldat von 1914-1918 im Krieg.
Der älteste Sohn Erich beginnt nach der Volksschule seine Lehre in Berlin. Bei der Firma Ludwig Lesser -Damenkonfektion- am Hausvogteiplatz 11 arbeitet er später auch. Die Söhne Martin und Kurt verbringen ihre Lehrjahre in Wittenberg. Sie sind in dem Textilgeschäft "Lochowski", welches sich am Markt befand, tätig. Heinz besuchte das Gymnasium in Luckau, verließ dieses aber nach der Obersekunda (1923), um im Geschäft der Eltern zu arbeiten. Im Januar 1925 beteiligen sich auch die Kaufleute Simon und Hohenstein an einer Spendenaktion zu Gunsten des Vaterländischen Frauenvereins.
Sally Hohenstein stirbt am 20.03.1925 und wird auf dem jüdischen Friedhof in Lübben beigesetzt. Bis zur Flucht aus Luckau 1939 wohnte die Familie in der Lange Straße 46, in welcher sich auch ihr Geschäft befand.
Nach dem preußischen „Gesetz über die Verhältnisse der Juden vom 23.7.1847 sollten die Juden in „Synagogengemeinden” vereinigt werden. Wie schon erwähnt, gehörten die Luckauer Juden zur Synagogengemeinde Lübben-Friedland. Die Kontrolle zur Durchführung der Wahlen oblag dem Magistrat bzw. Bürgermeister. Selbst zu Kriegszeiten wurden die Ladungen verschickt. Im Verzeichnis der wahlberechtigten Mitglieder der Synagogengemeinde Lübben von 1912 sind 19 Personen aufgeführt: Sally Hohenstein und Arthur Lewy aus Luckau.
Leopold Bernstein, Albert Bock, Nathan Böhm, Julius Burchardi, David Lewinsohn, Hermann Moses, Joseph Nelhans, Louis Simon, Gustav Simon, Wolff Wermuth, W. Wilhelmy und Wilhelm Wolff aus Lübben.
Siegmund Hirsch aus Großleine und A. Neumann aus Steinkirchen.
Sowie Max und Siegfried Wermuth aus Lieberose.
1925 hat sich ihre Zahl auf 14 reduziert. Arthur Simon aus Luckau wird zum Repräsentanten gewählt.
3. Tabelle Chronologisches jüdisches Register des 19. Jahrhunderts im Landkreis Luckau
1818 Bei der Volkszählung werden 2 Juden gezählt
1826 Simon Ball 13.02.1826* in Luckau. Lebt später in Berlin, dort wird am 03.12.1866 seine Tochter Hulda geboren. Hulda Schwarzwald wird am 16.07.1942 im Alter von 75 Jahren nach Theresienstadt deportiert. Dort stirbt sie am 03.08.1942.
1826 gibt es in Luckau 2 schulpflichtige Mädchen. Sie erhalten den Religionsunterricht von ihren Eltern.
1827 gibt es in Luckau 4 schulpflichtige Kinder. Sie erhalten den Religionsunterricht von ihren Eltern.
1831 Der Kaufmann Jacob Fuchs stellt Gesuch um Erteilung des Staatsbürgerrechts
1849 leben in Luckau 4 Personen ohne Staatsbürgerrecht und 1 Person mit Staatsbürgerrecht. 1 Ehepaar, 1 Knabe bis 14 Jahre, 1 weibliche Person von 15-60 Jahren und 1 Mann. Sie betreiben stehenden Kramhandel.
1850 Der Handelsmann Simon Brimm zu Bucholz heiratet Cecilie Zirker zu Schönwalde
1852 Julius Scheftel 03.06.1852* in Beesdau zu Luckau. J. Scheftel lebt ab 1873 in Berlin und ist Kaufmann. Er ist mit Anna verheiratet und stirbt 1903/1904
Ende des Jahres 1852 lebten in Luckau 2 jüdische Männer im Alter zwischen 15-60 Jahren. Davon war eine Person ein Kaufmann mit offenem Laden, der andere war Händler oder Krämer ohne Laden.
1854 Alwin Schoenlank 30.06.1854* in Rietzneuendorf. Er lebt später in Zürich und verstirbt dort. Samuel Hirsch heiratet Friedericke Biesenthal zu Crossen Emil Hirsch *06.02.1854 zu Golßen
Michaelis Dresel heiratet Sophie geb. Hirsch aus Guben in Luckau.
1855 Herrmann Moses 22.01.1855* zu Gehren. H. Moses heiratet später Caroline, geb. Simke. Ihr Sohn Julius 21.01.1883* in Lübben, wird am 17.03.1943 nach Theresienstadt deportiert und am 09.10.1944 nach Auschwitz. Dessen Frau Frieda geb. am 18.10.1893 in Groß Leine wurde nach Auschwitz deportiert. Ihr Sohn Heinz, geb. 19.03.1923 in Lübben emigriert nach Palästina.
1855 leben in Luckau jeweils 2 jüdische Männer und Frauen im Alter zwischen 15-60 Jahren. In der Ehe leben ein Mann und eine Frau. Eine Person war ein Kaufmann mit offenem Laden. Ende 1855 wird festgehalten, das eine Person ohne nachzuweisenden Erwerb wie auch Bettelei lebte.
1856 Franziska Dresel 1856* in Luckau? Sie heiratet Nathan Lewin und stirbt am 20.12.1932. Ihr Sohn Kurt wird 1942 ermordet.
1857 Bianca Schoenlank 04.02.1857* in Rietzneuendorf. B. Schoenlank lebt später in Zerpenschleuse und ist mit Carl Heinrich verheiratet. Clara Rodlich 21.10.1857* in Bornsdorf Jakob Gustav Scheftel
04.12.1857* in Beesdau zu Luckau. J. Scheftel ist Kaufmann und lebte seit 1905 in der Eichendorffstr. 3 in Berlin. Er ist verheiratet mit Martha. Später ist er als Beamter tätig. Er stirbt 1926/27.
Im Jahr 1858 lebten in Luckau 7 jüdische Personen. 5 Männer und eine Frau im Alter zwischen 15-60 Jahren. Sowie ein Mädchen bis zur Vollendung des 14. Jahres. In der Ehe lebten ein Mann und eine Frau. Eine Person war ein Kaufmann mit offenem Laden. (Michaelis Dresel mit Ehefrau Sophie und Tochter Franziska) Eine Person betrieb einen stehenden Kramhandel. Eine Person arbeitete als gewerblicher Gehilfe beim Kaufmann. 2 Personen waren ohne nachzuweisenden Erwerb, wie auch Bettelei.
1858 Henriette Schoenlank 27.12.1858* in Rietzneuendorf. Henriette heiratet den Fleischermeister Hermann Wolff und lebt in Cottbus
1859 Richard Dresel 08.03.1859* in Luckau. 1889 lebt er in Crossen an der Oder, 1923 in Stettin. Später wohnt er in Berlin und ist Kaufmann. Er stirbt am 21.12.1933 in Berlin. Seine Frau Emma stirbt am 02.07.41 in Berlin. Seine Söhne Dr. Erich Dresel und Dr. Walter Dresel emigrieren 1933 und 1935.
1860 hat Luckau 6 jüdische Einwohner.
1860 Doris Dresel 17.08.1860* in Luckau. D. Dresel heiratet später M. Jablonsky. Sie stirbt am 18.04.1939.
1861 lebten in Luckau 8 jüdische Personen. 3 Männer und 2 Frauen im Alter zwischen 15-60 Jahren. Sowie ein Mädchen und ein Junge bis zur Vollendung des 14. Jahres. In der Ehe lebten ein Mann und eine Frau. Eine Person war Großhändler. Eine Person war Kaufmann und eine Person stand in Gesindediensten. Am Ende des Jahres 1861 gab es 2 Mädchen.
(Diese 8 Personen setzten sich aus der Familie Michaelis Dresel, deren Ladenmädchen Laura Jablonsky, dem Großhändler Marcus Hartmann und einem Häftling Levy im Zuchthaus zusammen. Luckau hatte zum 03.12.1861 4839 Einwohner, einschließlich der Häftlinge im Zuchthaus.)
1862 Georg Dresel 25.04.1862* in Luckau. G. Dresel lebt später in Gera und Berlin Jenny Schoenlank 04.05.1862* in Rietzneuendorf
1862 hat Luckau 7 jüdische Einwohner.
1863 Marcus Hartmann heiratet am 18.08.1863 in Luckau Irmtraud Auguste Pinthus (geb. am 10.05.1842 in Lebus).
1865 Siegmund Schoenlank 20.06.1865* in Rietzneuendorf. S. Schoenlank wohnt später in Berlin. Adele Dresel 28.12.1865* in Luckau. A. Dresel heiratet später Max Schiff und lebt in Zwickau. Sie stirbt 1958. M. (Max)? Dresel 28.12.1865* in Luckau Riekel Zirker (28 Jahre alt) aus Schönwalde heiratet Moritz Levit (22 Jahre alt) aus Sensburg
1866 Martha Levit 18.11.1866* in Schönwalde
1867 Meta Hartmann 02.05.1867* in Luckau. M. Hartmann bleibt ledig und lebt später in Berlin. Alexander Blau 10.06.1867* in Waldow zu Luckau. A. Simon (geb. Blau) lebt später in Berlin und heiratet Blonde Wolff. Ottilie Levit 14.11.1867 in Schönwalde O. Levit lebt später in Berlin und heiratet Wilhelm Pohl.
1868 Benno Fürst 17.08.1868* in Luckau. B. Fürst lebt später in Berlin und heiratet Else. Der Kaufmann Louis Zirker heiratet die Witwe Friederike Jonathan geb. Lewy.
1869 Marcus Hartmann 30.07.1869* in Luckau. M. Hartmann wohnt später in Berlin und heiratet Selma Treumann. Max Bootz wird am 02.01.1869* in Luckau geboren.
1870 Albert Bock 13.10.1870* in Luckau. A. Bock wohnt später in Lübben und heiratet Elise Walter.
1871 Paul Lachmann 08.06.1871* in Luckau. P. Lachmann war Kaufmann und lebte später in Fürth. Dort starb er am 23.03.1937 und wurde auf dem Neuen Friedhof beerdigt. Seine Frau Gisela geb. Kurländer wurde 1942 nach Izbica deportiert und starb dort. Ihr Sohn Erich flüchtete nach Italien, kam nach dem Krieg zurück und lebte bis zu seinem Tod in Fürth.
1872 Adele Bock 06.12.1872* in Luckau. A. Bock wohnt später in Berlin und ist verheiratet. Paul Fürst 14.05.1872* in Luckau. P. Fürst lebt später in Berlin.
1873 Rosa Lachmann 04.11.1873* in Luckau. R. Lachmann wohnt später in Nürnberg. Kaskel Simke (29 Jahre alt) heiratet Johanna Drucker (26 Jahre alt) aus Birnbaum.
1874 Zerline Simke 03.08.1874* in Luckau. Zerline lebt später in Berlin und ist verheiratet Max Lachmann *? in Luckau Julius Pinthus (geb. am 14.06.1846 in Lebus) heiratet am 10.04.1874 Helena Louise Seligmann in Luckau.
1875 Rudolf Bock 14.02.1875* in Luckau. R. Bock wohnt später in Hamburg.
1876 Siegfried Simke 08.03.1876* in Luckau. S. Simke wohnt später in Berlin und ist mit Martha verheiratet.
1877 Martha Simke 02.05.1877* in Luckau. M. Simke wohnt später in Berlin und heiratet Bernhard Loewenstein. Franzisca Bock 12.01.1877* in Luckau. F. Bock wohnt später in Berlin und heiratet Herrmann Berkowicz.
1878 Max Simke 07.10.1878* in Luckau.
1879 Elfriede Simke 21.11.1879* in Luckau. E. Simke wohnt später in Berlin und bleibt ledig. Rachel Schumrey 07.02.1879* in Luckau
1881 Oscar Simke 29.07.1881* in Luckau. O. Simke wohnt später in Berlin und heiratet Helene Thierfeldt.
1884 Julius Guttstadt 04.10.1884* in Luckau.
1886 Eugen Davidsohn 16.07.1886* in Luckau. Hugo Sommer 27.06.1886* in Bornsdorf
1890 Arthur Loewenherz 02.05.1890* in Luckau.